Größe schafft keinen Erfolg

Peter Altmaier träumt von Giganten. Von europäischen Konzernen, die so groß sind, dass sie globale Märkte dominieren. Die Sieger im Wettbewerb mit chinesischen Staatskonzernen und US-amerikanischen Internetplattformen sind. Dafür will er neue Spielregeln schaffen. Mehr Monopole, weniger Wettbewerb. Das ist der Kern seiner neuer Industriestrategie.

Es ist fatal, wie falsch der Minister mit dieser Strategie liegt. Denn Größe allein schafft keinen Champion. Erfolgsentscheidend ist eine gute Idee und gute Strategie. In Deutschland gibt es hunderte Weltmarktführer. Viele von ihnen sind mittelständische Unternehmen, sogenannte Hidden Champions Für sie können Altmaiers Pläne für mehr Monopole zur Gefahr werden. Denn gerade kleinere und innovative Unternehmen sind darauf angewiesen, dass starke Wettbewerbsregeln die Märkte offenhalten und überbordende Marktmacht beschränken.

Doch auch für große Konzerne ist die simple Idee „je größer desto besser“ gefährlich. Wie gefährlich, sieht man am Beispiel Bayer. Getrieben von einer Reihe an Fusionen in der Branche, entschied sich Bayer ausgerechnet den Gentechnikkonzern Monsanto zu übernehmen. Die Bilanz ist verheerend: Durch die Fusion ist Bayer zwar größer geworden. Doch die Folge sind Kursverluste in Milliardenhöhe und tausendfacher Stellenabbau.

In den USA, der Heimat der Digitalgiganten, ist die Debatte weiter. Die aussichtsreiche Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren plant, Facebook und Google zu zerschlagen. So will sie etwa die Übernahme von WhatsApp durch Facebook rückgängig machen. So haben Verbraucher mehr Auswahl, die Giganten weniger Macht. Damit geht sie in die entgegengesetzte Richtung von Altmaier.

Richtig ist: Es gibt ein globales Problem mit unfairem Wettbewerb. Staatlich subventionierte chinesische Megakonzerne sind hier genauso zu nennen, wie die aggressive Außenwirtschaftsstrategie der USA. Um dem zu begegnen, braucht es eine Weiterentwicklung von Anti-Dumping-Zöllen, eine Reform des Beihilfe- und Vergaberechts und auch eine Verschärfung des Wettbewerbsrechts. Gleichzeitig muss die EU endlich offensiv auf die Förderung von Innovationen und öffentliche Investitionen in eine gute Infrastruktur setzen.

DIeser Artikel ist ursprünglich in der Frankfurter Rundschau vom 23.03.2019 erschienen.

 

 

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