Mehr Busse, Bahnen und Radwege!

Das Auto als Statussymbol wird es vielleicht bald nicht mehr geben – zumindest in den Städten nicht. Viele träumen von der Bahn Card 100 und nicht mehr von der dicken Limousine. Wir brauchen eine neue Verkehrskonzeption.

Im Kölner Westen wird gerade heftig gestritten: Es geht darum, ob die Ordnungskräfte härter vorgehen sollen gegen Autofahrer, die mit ihren Wagen die Geh- und Radwege zuparken. Ein breites Bürgerbündnis fordert mehr Konsequenz, der SPD-Ortsbürgermeister aber will die Autofahrer nicht verprellen.

Was nach Provinzposse klingt, steht in Wahrheit sinnbildlich für einen neuen Kulturkampf, der vor allem in den Großstädten tobt – der Kulturkampf ums Auto. Immer mehr Menschen hier sind genervt von den vielen Blechkisten und wollen ihre Vormachtstellung im Verkehr nicht mehr hinnehmen. Die Autos sind zu laut, machen Radfahrern das Leben schwer, ebenso den Rollstuhlfahrern und den Eltern mit Kinderwägen. Und sie klauen den Restaurants die Fläche für die Außengastronomie. Dazu kommt der viele Feinstaub.

Zwei Gründe gibt es für die neue Wut: Die Großstädte wachsen, auf derselben Fläche wohnen heute mehr Menschen. Das verschlimmert das Platzproblem auf den Straßen.

Gleichzeitig ändert sich das Mobilitätsverhalten, vor allem das der Jüngeren. Ein Auto zu besitzen, ist vielen nicht mehr wichtig. Es steht ja fast nur herum, macht Arbeit und kostet viel. Carsharing passt viel mehr zum Zeitgeist: Wer mal ein Auto braucht, leiht sich eben eines. Allein 2016 sind die Nutzerzahlen um ein gutes Drittel gestiegen. Und größere Einkäufe kann man sich ja auch liefern lassen. Das Auto als Statussymbol wird es vielleicht bald nicht mehr geben – zumindest in den Städten nicht. Viele träumen von der Bahn Card 100 und nicht mehr von der dicken Limousine.

Die richtige politische Reaktion wäre eine neue Verkehrskonzeption. Neue Radwege müssen her, mehr Busse und Bahnen auch. Intelligente Sharing-Konzepte sollten gefördert werden. Auch die E-Mobilität könnte die Städte entlasten und die Luft verbessern.

Das sind große, teure Projekte – und sie werden nicht über Nacht umsetzbar sein. Doch abgesehen von ein paar kleinen Alibi-Projekten tut die Bundesregierung auf diesem Gebiet nichts. Sie hat statt sinnvoller Verkehrspolitik Lobbypolitik für klassische Autos mit Verbrennungsmotor gemacht. Dabei gibt es auf Landesebene gute Initiativen, wie das landesweite Bahn-Ticket für zwei Euro pro Tag, das die Grünen in NRW vorschlagen. Im Bund aber blockieren Union und SPD solche guten Vorschläge.

Dieser Artikel ist zuerst auf der Homepage der Frankfurter Rundschau erschienen.

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